Tag 2: Der Körper muss arbeiten

Heute Morgen fühlte sich mein Magen noch nicht so an, wie ich es gerne gehabt hätte. Beim Schwimmen konnte ich mich  wieder fangen - und staunte, als plötzlich niemand mehr vor mir war. Beim Laufen forderte die Hitze dann ihren Tribut...  Aber der Reihe nach!


Mir war schlecht, ich kriegte kaum das Frühstück runter. Anderen Athleten ging es ähnlich; ich habe vor dem Start mit ein paar von ihnen gesprochen. Dave hat gestern und heute "den Rasen gedüngt", und auch andere haben mit Übelkeit und Durchfall zu kämpfen. So früh in einem Wettkampf ist das eigentlich unüblich. Ich habe heute anderes Wasser getrunken, und der Betreuer von Carsten Sacher hat mir empfohlen, Knoblauch zu essen. Das reinige das Blut und räume im Magen auf. 


Vor dem Schwimmstart war mir mulmig. Eigentlich wollte ich gar nicht ins Wasser springen. So gab ich meinem Körper den Auftrag, zu arbeiten. Zug für Zug, Atemzug für Atemzug. Ich habe genau auf meinen Körper gehört und konnte ihn viel besser lesen als gestern. Am ersten Tag haben zu viele Informationen auf mich eingewirkt; ich hatte ein Durcheinander im Kopf. Um mentale Stärke abzuspielen, brauchst du Ordnung in deinen Gedanken. So genoss ich das Alleinsein im warmen Wasser. 

 

In der zweiten Runde ist die Schwimmbrille angelaufen. Ich sah nichts mehr und habe kurz angehalten und die Gläser geputzt. Jetzt erst sah ich, dass kein Schwimmer vor mir war. Wie kann das sein?, fragte ich mich. Der Mexikaner schwimmt eh allen um die Ohren, der ist bestimmt schon weit weg, aber die anderen? Als ich tatsächlich als zweiter aus dem Wasser kam, war ich mehr als überrascht. Als ich dann den Vorsprung auch auf dem Rad halten konnte und als Zweiter aufs Laufen kam, noch mehr! Das gab's noch nie. 

 

Ich muss hinzufügen, dass Josef Rokob, der Ungar, heute endlich sein Rad bekommen hat. Es war am Flughafen in Paris stecken geblieben. Der Grieche Konstantinos Zemanidis hatte einen Platten und damit viel Zeit eingebüsst. 

 

Es fühlt sich schon seltsam an, wenn du auf die Laufrunde kommst, und alles ist so leer ... Die Hitze und das Ozon waren mörderisch. Da kam mir die "Luft aus"-Kampagne der Stadt Winterthur in den Sinn, bei der ich als Testimonial mitmachen durfte. Damals habe ich gesagt: "Im Training kann ich dem Ozon ausweichen - im Wettkampf leider nicht." Ich habe mich dann - wie etwa 50 Prozent der anderen Athleten auch - entschieden, zu gehen und abzuwarten, bis die Temperaturen abkühlen. Die Luftröhre hat beim Laufen gebrannt wie das 1.-August-Feuer!


Die Entscheidung zu gehen hat sich bewährt. Die Pace kam wieder zurück, und ich konnte den Rest des Marathons gut durchlaufen. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass mich auch Dave Clamp noch überholen wird. Ihm war heute aber auch schlecht, und er hat vor mir erbrechen müssen. Zum Glück hatte ich Kamillentee im Bidon dabei - er hat ihn dankend angenommen. Ich hoffe, es geht ihm morgen besser. 

 

Ich hingegen hoffe, dass ich heute nicht überpaced habe und das morgen büssen muss. Doch zuerst einmal bin ich froh, dass ich heute meinen Körper besser lesen konnte als gestern. Ich habe die Antworten auf die Fragen gefunden, die mir der Körper stellte. 

 

Resultate Tag 2

swim: 1:15:37, bike: 6:25:16, run: 5:19:02 // total: 12:59:55
Tagesrang: 4