Tag 8: Die Frustbewältigung

Zuerst die gute Nachricht: Ich wurde Tagesdritter.  Und jetzt muss ich Luft ablassen. Anders formuliert: Die Luft ist aus. Es gibt Länder, da kann man Trinkwasser nur noch in der Flasche kaufen. Es wird eine Zeit geben, da kaufen wir reinen Sauerstoff in der Migros. Ich kann und will nicht verstehen, dass man unserer Mutter Erde nicht mehr Sorge trägt! 

 

Die Mexikaner haben den Katalysator nicht erfunden, und den Rasenmäher schon gar nicht. Da fräsen die lieben Gärtner tagelang auf dem Fussballfeld der Radstrecke entlang mit so einem Handsurrli mit Silikonfaden. Das stinkt gewaltig und wirbelt Staub auf. In der Ferne hört man die Lastwagen schalten. Das dröht und produziert jedes Mal eine dicke Abgaswolke. 


Genug gelästert, nun zum Rennen. Dani an Erde: Ich habe die Komfortzone verlassen. War ich überhaupt mal drin? Es war ja jeden Tag ein speziell schönes Erlebnis. Oder gehe ich ab heute wieder hinein? Ich kann mich jedenfalls nicht mehr so am Limit quälen. Immer diese Luftknappheit, das nervt langsam. Nerven tut mich auch der Mikrowellen-Food im Ziel und im Hotel. Deshalb sind meine Betreuerin Alex und ich heute ins Restaurant essen gegangen, das ist gut für den Kopf. 


Zum Schwimmen habe ich heute ein Shirt unter den Neopren angezogen. Ich bin ein wenig in der Zwickmühle. Einerseits habe ich ja brutal kalt, andererseits Atemnot, wenn der Neopren auf den Brustkorb drückt. Nehme ich also ein Shirt drunter, wird es etwas wärmer, aber noch enger. Bereits nach der ersten Runde musste ich einen Notstopp einlegen. Ich habe Alex gerufen, sie soll mir eine Schere und etwas zu trinken bringen. Ich habe das Shirt vorne aufgeschnitten, ich hielt es einfach nicht mehr aus. 

 

Dann bin ich weitergeschwommen. Auf einmal war Carsten Sacher neben mir. Er gab mir Sicherheit, und so hab ich mir immer wieder gesagt: bleib bei Carsten, bleib bei Carsten ... Obwohl ich schon längst wieder einen Stop gebraucht hätte, um Luft zu holen und neue Energie zu tanken. Ich habe mich aber irgendwie durchgequält.

 

50 Meter vor dem Ausstieg habe ich mal versucht, in normaler Intensität zu schwimmen und die Kadenz zu erhöhen. Nur um zu schauen, ob es vielleicht ein rein mentales Problem ist. Ich kam keine 25 Meter weit und musste Grund unter die Füsse kriegen, sonst wäre ich untergegangen. 

 

Kaum auf dem Rad, ging's mir wieder viel besser. Irgendwie habe ich es sogar geschafft, als Vierter auf die Laufstrecke zu wechseln. Knapp vor mir der führende Grieche Konstantinos Zemadanis. Wir lieferten uns ein spannendes Duell, das ich mit knapp einer Runde Vorsprung für mich entscheiden konnte. 

 

Auf der Laufstrecke wird es jetzt ruhiger. Alle sind mit sich selbst beschäftigt und mental internal gerichtet. Irgendwann kamen bei mir Oberschenkelschmerzen auf. Ich bin gespannt, wie es morgen geht. Der zweitletzte Tag. Mental wird's sicher einfacher, das Rennen ist ja bald fertig! 

 

In meinem Kopf hat sich der sandige Damm hier im Park eingeprägt. Ich nenne ihn den "Grillstab": Links die Stadt Leon, der wir die dicke Luft verdanken, und rechts der See, in den du bei diesen Temperaturen am liebsten hineinspringen möchtest. Irgendwo da hinten hat es einen Molankegel. Bis dahin und wieder zurück ... 

 

Resultate Tag 8

Tagesrang: 3

Zeit: 12:32:02

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