Tag 3: Vertrau deinem Körper

Akuter Sauerstoffmangel beim Schwimmen und ein platter Reifen auf der Radstrecke machten mir heute das Leben schwer. Da hiess es Durchhalten, weitermachen, den Rhythmus wieder finden - auch das ist Ultratriathlon. Dafür war der Marathon ein Geschenk, und am Schluss reiche es dann doch für den vierten Tagesrang.

 

"Vertrau deinem Körper", hab ich mir vor dem Schwimmstart gesagt. Dieser Gedanke hielt allerdings gerade mal bis zur ersten Boje. Die gereizte Luftröhre liess keinen Sauerstoff mehr durch, und ich musste panikartig ans Ufer schwimmen. Ich wollte mir nur noch den Neppern vom Körper reisen, um wieder Luft zu bekommen. "Beruhige dich, Herr Meier", hab ich zu mir gesagt. Kannst du denn, wenn das ganze Athletenfeld an dir vorbeischwimmt ... Dann sah ich Carsten Sacher ebenfalls am Ufer stehen, zwanzig Meter vor mir. Auch er hatteAtemprobleme und musste sich an einem Boot festhalten.

 

Und nun, wie weiter? Ich analysierte die Situation. Fakt eins: Der Körper braucht Sauerstoff, um Leistung zu erbringen. Fakt zwei: Er kriegt zu wenig, um das zu leisten, was ich möchte. Also habe ich umgedacht und dem Körper nur gerade so viel Leistung abverlangt, wie er Sauerstoff kriegen konnte. Das hiess: Runter mit der Intensität und dem Feld hinterherschwimmen. So langsam fand ich den Rhythmus wieder. 

 

Bis es plötzlich knallte: Ich war in den Leuchtturm geschwommen. Er war stärker als ich. Also habe ich mich höflich entschuldigt, meine Nase und meine Hand wieder zurechtgerückt und bin weitergeschwommen ...

 

Auf dem Rad suchte ich eine für mich angenehme Pace. Die Frau von Dave Clamp hat heute einen einzelnen Ironman absolviert. Sie fuhr direkt vor mir, und ich konnte ihr mit regelmässigem Abstand in psychologischem Windschatten folgen. Bis es plötzlich knallte - und ich mit einem Platten am Strassenrand stand. Ein Strassenabschnitt von 50 Metern war nicht geteert; die Mexikaner haben zwar gestern damit angefangen, aber die Arbeit heute nicht wieder aufgenommen. Das heisst für uns, dass wir jede Runde ein Stück durchs Kies fahren müssen. Nachdem das Rad ausgewechselt war, stand ich wieder hinten im Feld und musste die Rücken der anderen Athleten anschauen ... 


Nach den zwei "Knallern" beim Schwimmen und Radfahren war der Marathon ein Geschenk. Ich konnte noch nie so gut durchlaufen wie heute. Endlich war der Kopf frei. Endlich war der Magen gut gesinnt. Und endlich waren die Temperaturen mal nicht so mörderisch. Alle Athleten sind besser gelaufen als die letzten beiden Tage. 

 

Nun hoffe ich auf eine gute Nacht, damit ich morgen erholt in den vierten Tag starten kann. Die Beine hab ich noch in den Hotelpool gehalten - brrrr, war das kalt! Aber es hat den überhitzten Körper abgekühlt. Nicht, dass ich in der Nacht zu fest nachschwitze. Nur die Nase glüht noch ...

 

Resultate Tag 3
swim: 1:17:16, bike: 6:46:10, run: 4:40:45, total: 12:44:11

Tagesrang: 4

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Kommentare: 1
  • #1

    Jeff (Freitag, 31 Oktober 2014 00:42)

    Super, gratuliere zu den ersten drei Tagen, hervorragend! Weiter so, drücke dir die Daumen.