privat Swissultra - Tag 1

Gambarogno - Nufenen - Brienz - Kleine Scheidegg

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Tag 10: Endlich im Ziel!

"Today, you are a Decaman. It will change your life." Das hatte mir Beto Villa, der Organisator hier, bei meinem ersten Deca in Sizilien gesagt. Er schwamm damals in meiner Bahn. Mir kamen die Tränen, als ich diese Worte hörte. Ich werde sie nie vergessen und habe sie heute anderen Finishern weitergegeben.

 

Die Emotionen beim Zieleinlauf nach einem so langen Wettkampf kann man nicht beschreiben. Man muss sie erlebt haben. Deshalb verzichte ich an dieser Stelle auf Details. Ich möchte sie auch für mich privat behalten. Nur so viel: Ich fuhr auf der Radstrecke an Alexandra Meixner vorbei und habe sie gefragt, ob sie heute schon geweint habe. Sie schaute mich an und sagte ja, es habe sie überrollt. Ich sagte zu ihr: "Geniess deine Tränen", und fuhr weiter. Wir beide wussten genau, was sie bedeuteten und mussten in diesem Moment nichts weiter zueinander sagen.


Doch nun von Anfang an! Heute Morgen war aus unerklärlichen Gründen ein Fischernetz quer über unsere Schwimmstrecke gespannt. Es dauerte eine Weile, bis der Veranstalter es entfernt hatte. Uns Athleten kam es irgendwie gelegen. So hatten wir noch etwas Zeit, uns in Wettkampfstimmung zu begeben. Gar nicht so einfach am zehnten Tag!

 

Der Schwimmstart verlief gut, zumindest eine Runde lang. Dann wollte ich nur noch raus. Ich war so erschöpft vom Vortag, auch mental wollte es nicht einklinken. Irgendwie habe ich es dann zur nächsten Boje geschafft, und der Knoten öffnete sich. Ich habe im Kopf meine ganze Hochzeit einmal durchgespielt. Mitsamt der ganzen Organsation drumherum. Zwar bin ich auch diesmal "im Seich" herumgeschwommen, es war mir aber irgendwie egal. Hauptsache, ich blieb in meinen Gedanken der Hochzeit treu. So ging eigentlich alles wunderbar; ich war mit dem Schwimmen und dem Radfahren zufrieden. Die Beine haben brav gekurbelt, und die Motivation auf dem Rad war schön. Etwas windig zwar, aber das hat mich nicht gestört.


Einmal mehr wechselte ich als Vierter auf die Laufstrecke. Das gefiel mir. So wusste ich, dass mit meiner Leistung alles in Ordnung ist. Den Marathon begann ich vorsichtig. Noch die Schmerzen vom Vortag im Kopf, wollte ich es nicht riskieren, dass der letzte Marathon zur Tortur wird.

 

Und dann war er auf einmal da, der lang ersehnte Zieleinlauf. Auf der letzten Runde bin ich dann spaziert und habe das erlebte noch ein wenig verarbeitet. Im Wettkampfmodus beginnst du irgendwann, einfach nur noch zu funktionieren.

 

So oft wollte ich aufgeben. Einfach aus dem Wasser raus. Das hatte ich so noch nie erlebt. Ich glaube, unser Unterbewusstsein ist stärker, als wir meinen. Oft sage ich bei einem Ultra: Du musst es wollen. Wenn du es nicht wirklich willst, bist du nicht bereit, diese Strapazen auf dich zu nehmen und diesen Weg zu gehen.

Nach dem Zieleinlauf habe ich mich warm eingepackt und die Zieleinläufe von Alexandra Meixner und Carsten Sacher miterlebt. Es war so schön zu sehen, wie fröhlich sie waren, wie stolz sie die Nationenfahne über die Ziellinie trugen. Wir waren alle zusammen ein super Team! Die Athleten mitsamt den Betreuern. Meine Betreuerin Alex ht alles für mich getan: Sie hat stundenlang auf mich gewartet, Kleider gewaschen, gekocht, eingekauft, Runden gezählt, mich wieder aufgemuntert. Unermüdlich und immer voll motiviert, mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit. Auch Alex ist jetzt müde und überwältigt von den Emotionen. Sie hat ihren persönlichen Betreuer-Deca gemacht! Das wird sie in ihrem Herzen tragen und nie vergessen. Danke Alex!

Ein weiterer Dank gebührt meiner Frau Katrin. Sie war es, die alle Texte korrigiert und in eine leserliche Form gebracht hat. Ich war schlicht zu müde, nach den Zieleinläufen noch brauchbare Texte zu formulieren. Danke Katrin!

So, ich verabschiede mich nun vom Bloggen. Ich hoffe, es hat euch Spass gemacht, die Faszination Ultratriathlon mal etwas näher mitzuerleben. Ultratriathlon ist wie ein Arzneimittel - es kann süchtig machen: Bitte lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. ;-)

 

Tagesrang: 4

Gesamtrang: 4

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Tag 9: Ultratriathlon ist Krisenmanagement 

Heute war der Wurm drin: Ein Staubkorn beim Schwimmen, ein platter Reifen beim Radfahren und eine Muskelverhärtung beim Marathon haben mich zu ungewollten Pausen gezwungen. Und das mit den Kompressionssocken ist eine Geschichte für sich ... 


Gestern auf der Laufstrecke hatte ich geschwollene Füsse und Unterschenkel. Da dachte ich mir, ich ziehe in der Nacht Kompressionsstrümpfe an. Der Druck war aber dann so gross, dass es schmerzte. Also habe ich die Strümpfe wieder ausgezogen und versuchte weiterzuschlafen. Es gelang nicht. 

 

Immer wieder studierte ich an verschiedenen Schwimmszenarien rum. Vielleicht hat es sich gelohnt: Erstaunlicherweise lief es mir heute im Wasser sehr erfreulich. Ausser in der vierten Runde, da kratzte mich so ein Körnchen am Gurgeli. An der Wasser-Oberfläche schwimmt sehr viel Staub. Ich musste husten und schwamm an Land. Meine Betreuerin Alex kam gleich mit einem Bidon und Tee gesprungen. Ich konnte die Situation dann entschärfen und bin zwar ein bisschen im Zickzack geschwommen, aber wenigstens nicht so stark zitternd aus dem Wasser gekommen wie andere Male. 

 

Auf dem Rad fand ich gleich einen guten Tritt und wollte heute nochmals alles geben. Morgen ist ja der letzte Tag. Die Gärtner müssen meinen Blog gelesen haben: Sie mähten die Wiese, und der ganze Dreck kam auf die Strecke geflogen. Dummerweise blieb ein Dorn im Mantel meines Hinterrads stecken. Somit war die Spitzengruppe weg, und ich spazierte Richtung Wechselzone ...

 

Der Mechaniker montierte das Reserverad und stellte die Gänge neu ein. "Wieso macht er das?", dachte ich. "Ich kriege eine Runde später ja wieder das alte, geflickte Rad." So war's dann auch. Doch der Mechaniker, der die Gänge wieder zurückstellen sollte, war weg. So nervte ich mich auf dem restlichen Weg zu den 180 Tageskilometern über eine chrosende und springende Kette. 

 

Auf der Laufstrecke zog ich mir relativ früh eine muskuläre Verhärtung zu. Ich musste hinkend weitergehen. Später dann habe ich die Dienste von Trixi, der Betreuerin von Alexandra Meixner, in Anspruch nehmen müssen. Die Schmerzqualität war unerträglich. Sie drückte in den Muskel rein, und ich sah Sterne. Ich weiss nicht mehr wie viele, aber es waren einige Sternschnuppen mit dabei ... 

 

"Ich muss die grosse mentale Scheibe einlegen", ging mir durch den Kopf. "Wie viel an dir kann noch arbeiten, und was nicht mehr?" So sagte ich mir: Das, was noch arbeiten kann, mache zu hundert Prozent und setze es gezielt ein.

 

Es war ein harter Lauf für mich heute, mental wie physisch. Dementsprechend müde ging ich zu Bett, etwas später als gestern. 

 

Ach ja, die Geschichte mit den Kompressionssocken ging noch weiter. Ich habe sie dann beim Radfahren angezogen und wollte die Ödembildung unterdrücken. Diese Idee hat aber meinem blauen Zeh gar nicht gefallen. Ich musste das linke Bein gleich wieder befreien, deshalb trage ich auf dem Bild nur einen Strumpf ... 

 

Resultate

Zeit: ??

Tagesrang:

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Tag 8: Die Frustbewältigung

Zuerst die gute Nachricht: Ich wurde Tagesdritter.  Und jetzt muss ich Luft ablassen. Anders formuliert: Die Luft ist aus. Es gibt Länder, da kann man Trinkwasser nur noch in der Flasche kaufen. Es wird eine Zeit geben, da kaufen wir reinen Sauerstoff in der Migros. Ich kann und will nicht verstehen, dass man unserer Mutter Erde nicht mehr Sorge trägt! 

 

Die Mexikaner haben den Katalysator nicht erfunden, und den Rasenmäher schon gar nicht. Da fräsen die lieben Gärtner tagelang auf dem Fussballfeld der Radstrecke entlang mit so einem Handsurrli mit Silikonfaden. Das stinkt gewaltig und wirbelt Staub auf. In der Ferne hört man die Lastwagen schalten. Das dröht und produziert jedes Mal eine dicke Abgaswolke. 


Genug gelästert, nun zum Rennen. Dani an Erde: Ich habe die Komfortzone verlassen. War ich überhaupt mal drin? Es war ja jeden Tag ein speziell schönes Erlebnis. Oder gehe ich ab heute wieder hinein? Ich kann mich jedenfalls nicht mehr so am Limit quälen. Immer diese Luftknappheit, das nervt langsam. Nerven tut mich auch der Mikrowellen-Food im Ziel und im Hotel. Deshalb sind meine Betreuerin Alex und ich heute ins Restaurant essen gegangen, das ist gut für den Kopf. 


Zum Schwimmen habe ich heute ein Shirt unter den Neopren angezogen. Ich bin ein wenig in der Zwickmühle. Einerseits habe ich ja brutal kalt, andererseits Atemnot, wenn der Neopren auf den Brustkorb drückt. Nehme ich also ein Shirt drunter, wird es etwas wärmer, aber noch enger. Bereits nach der ersten Runde musste ich einen Notstopp einlegen. Ich habe Alex gerufen, sie soll mir eine Schere und etwas zu trinken bringen. Ich habe das Shirt vorne aufgeschnitten, ich hielt es einfach nicht mehr aus. 

 

Dann bin ich weitergeschwommen. Auf einmal war Carsten Sacher neben mir. Er gab mir Sicherheit, und so hab ich mir immer wieder gesagt: bleib bei Carsten, bleib bei Carsten ... Obwohl ich schon längst wieder einen Stop gebraucht hätte, um Luft zu holen und neue Energie zu tanken. Ich habe mich aber irgendwie durchgequält.

 

50 Meter vor dem Ausstieg habe ich mal versucht, in normaler Intensität zu schwimmen und die Kadenz zu erhöhen. Nur um zu schauen, ob es vielleicht ein rein mentales Problem ist. Ich kam keine 25 Meter weit und musste Grund unter die Füsse kriegen, sonst wäre ich untergegangen. 

 

Kaum auf dem Rad, ging's mir wieder viel besser. Irgendwie habe ich es sogar geschafft, als Vierter auf die Laufstrecke zu wechseln. Knapp vor mir der führende Grieche Konstantinos Zemadanis. Wir lieferten uns ein spannendes Duell, das ich mit knapp einer Runde Vorsprung für mich entscheiden konnte. 

 

Auf der Laufstrecke wird es jetzt ruhiger. Alle sind mit sich selbst beschäftigt und mental internal gerichtet. Irgendwann kamen bei mir Oberschenkelschmerzen auf. Ich bin gespannt, wie es morgen geht. Der zweitletzte Tag. Mental wird's sicher einfacher, das Rennen ist ja bald fertig! 

 

In meinem Kopf hat sich der sandige Damm hier im Park eingeprägt. Ich nenne ihn den "Grillstab": Links die Stadt Leon, der wir die dicke Luft verdanken, und rechts der See, in den du bei diesen Temperaturen am liebsten hineinspringen möchtest. Irgendwo da hinten hat es einen Molankegel. Bis dahin und wieder zurück ... 

 

Resultate Tag 8

Tagesrang: 3

Zeit: 12:32:02

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Tag 7: Mein grössster Gegner ist die Luft

Jeden Morgen werden wir mit einem Shuttlebus auf das Wettkampf-Gelände gefahren. Die Athleten treffen sich in der Aula des Hotels - die einen plaudern, die anderen dösen noch. Wieder andere gehen ihren Gedanken nach und bereiten sich so auf den Tag vor. Das ist Ultratriathlon: Man weiss nie, was der Tag so bringen wird. Du kannst dich schlecht fühlen, und das Rennen wird super. Oder umgekehrt: Du fühlst dich ausgeschlafen und frisch, und kaum bis du im Wasser und machst die ersten Armzüge, fühlt sich alles scheisse an. So wie heute bei mir. 

 

Der siebte Tag war mit Abstand der anstrengendste, sowohl körperlich wie auch mental. Der Veranstalter hat unser Anliegen ernst genommen und die Schwimmstrecke halbiert. Alle fühlen sich jetzt sicherer. Du musst dich aber extrem konzentrieren, damit du dich bei den 3.8 Kilometern nicht verzählst. Bin ich jetzt in der fünften Runde - oder hab ich schon fünf? Nein, ich bin beim Leuchtturm schon sieben Mal vorbeigeschwommen, oder? (Ein Wunschdenken, hihihi).

 

Dass ich schlotternd aus dem Wasser krieche, daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Der Nachteil ist nur, dass der Muskel kaputt geht - das hab ich dann auf dem Rad gemerkt. 


Ich war kraftlos, die Lunge war geschlossen, Magen und Darm haben nicht gearbeitet. Ich musste auch mit Motivationsproblemen kämpfen. Nach 35 Runden dachte ich das erste Mal: Was, noch soooo weit? Da hatte ich erst die Hälfte geschafft. Der raue Asphalt schmerzte in allen Gelenken. Bei der verkürzten Strecke hat man nur einen Meter Platz in der Breite, da kann man den Schlaglöchern nicht einfach ausweichen. Morgen gehen wir aber zum Glück wieder auf die grosse Runde. 

 

Der Mann des Tages war heute Dave Clamp. Ich glaube, er hat mich sogar beim Schwimmen überrundet. Beim Radfahren hat er alle stehen gelassen und beim Marathon alle in Grund und Boden gehämmert. Ich hatte heute sowieso das Gefühl, dass die Top vier Athleten zwei Messer bei sich hatten. Eins zwischen den Zähnen und eins steckte im Rücken. 

 

Auf die Laufstrecke habe ich heute wieder mal als Vierter gewechselt. Es traf ein, was ich befürchtet hatte: Die Lunge streikte. Ich musste teils gehen und zuschauen, wie die anderen davonspringen. Mein lieber blauer Zeh kam aus der mentalen Schublade heraus. Ich kann ihn mental nicht mehr ignorieren. Er begleitet mich seit dem ersten Tag. Ich hatte im Training mal einen 50-Kilometer-Lauf mit zu kleinen Schuhen absolviert. Seither hab ich den blauen Zeh, und er ist nicht mehr rechtzeitig herausgewachsen. Heute Morgen ist ein Teil des Nagels abgebrochen. Ich schaffte es in meiner Erschöpftheit nicht mehr, den Schmerz zu unterdrücken. So muss ich die Situation akzeptieren, wie sie ist. 

 

Einen speziellen Dank möchte ich heute an Carsten Sacher, Alexandra Meixner und meine Betreuerin aussprechen. Ich habe gekämpft wie die Sau, und sie haben mich angefeuert. Wie alle Athleten geben wir uns gegenseitig Kraft. Seit sieben Tagen schwimmen, fahren und laufen wir im Kreis herum, sieben Mal Ironman Hawaii hintereinander. Da geht man zusammen durch jede Krise. Und freut sich zusammen über einen gelungenen Tag. Dieses Netzwerk, diesen Mythos von Ultratriathlon kann man nicht in Worte fassen. Man muss ihn erlebt haben. 

 

Go for the Deca!! 

 

P.S.: Wer meint, ein Deca ist ein Erlebnis und kein Wettkampf, der irrt sich. Da wird gefightet, gequält, gepusht, jeden Tag von Neuem. Diesen Wettkampf braucht es, um die Spannung aufrecht zu halten. Sonst melden sich die Schmerzen, und du merkst, wie müde du eigentlich wirklich bist. Ich wünsche allen Athleten, die noch im Rennen sind, dass ihr Wille stark genug ist, um ins Ziel zu kommen. Sie sind schon so weit gekommen - die Angst vor einem Unfall, einer Verletzung, einer Krise ist ein ständiger Begleiter. Seit dem ersten Tag. Es gibt viele Dinge, die du nicht beeinflussen kannst und die dich zum Aufhören zwingen. Ich wünsche sie keinem auf dem Platz. Alle Athleten träumen nur vom einen: finishen. Egal auf welchem Rang und in welcher Zeit, go for it ... 

 

Resultate Tag 7

Tagesrang: 4

Zeit: 11:55:08

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Tag 6: Attackieren oder kontrollieren?

Heute schreibe ich den Blog mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die traurigen Nachrichten zuerst: Der Österreicher Walter Wegschaider hat sich entschieden, nicht mehr zu starten. Im Verlauf des Marathons ist dann auch der führende Mexikaner - Jorge Alberto Vázquez Arellano - ausgestiegen. Die gute Nachricht: Ich habe es heute als Zweiter ins Ziel geschafft! Doch alles der Reihe nach. 

 

Da viele Athleten mit der Luftverschmutzung zu kämpfen haben und die Schwimmstrecke mental eine Herausforderung ist, habe ich im Namen aller Athleten mit dem Veranstalter Beto Villa gesprochen und ihn gebeten, die Schwimmrunde zu halbieren. Das heisst, wir würden achtmal im Kreis schwimmen. Das gibt den ermüdeten Athleten mehr Sicherheit; sie müssen nicht mehr so weit hinausschwimmen. Schliesslich patrouillieren nur zwei Kajaks auf der Strecke - und wenn jemand in Schwierigkeiten gerät, muss es schnell gehen. Ich hoffe, unser Wunsch wird erfüllt. 

 

Beim Schwimmen ist für mich momentan die grösste Herausforderung der enganliegende Neopren. Seit gestern schwimme ich mit leicht geöffnetem Reissverschluss, um das beklemmende Gefühl etwas zu bekämpfen. Das wäre kein Problem, wenn nur die Wassertemperatur nicht von Tag zu Tag sinken würde (oder fühlt sich das nur so an, weil wir langsam unsere Fettreserven verlieren?). Also kann ich zwar befreiter atmen, dafür friere ich mir im Wasser einen ab. Das wiederum gibt keinen schönen Atemzug. Ich habe also die Wahl zwischen frieren und Atemnot ... ich wähle ersteres. 

 

Da am Wochenende im Park viel los ist, wurde die Radstrecke heute in einer kleineren Runde absolviert. 70 Mal mussten wir die Runde drehen. Das heisst, 140 Mal auf Null runterbremsen, wenden und wieder beschleunigen. Ich kenne das vom 21-fach-Ironman letztes Jahr in Italien, das gab mir einen kleinen mentalen Vorteil. Du kannst jeden Athleten kontrollieren; du siehst, wie er sich bewegt, wie es ihm geht. Du wirst aber selbst auch beobachtet - einfach nur Psycho, dieses Spiel auf so engem Raum ...


Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass die ersten Positionskämpfe entbrannt sind. Man getraut sich kaum noch, auf die Toilette zu gehen oder anzuhalten, um etwas zu essen. In den kommenden vier Tagen geht es um jede Viertelstunde. Ein bisschen zu viel Pause, eine kleine Krise, und der Vorsprung ist geschmolzen. 

 

Jedenfalls verlief mein Radsplit heute gut, und ich konnte als zweiter auf den Marathon wechseln. Direkt hinter dem Griechen Konstantinos Zemadanis. Die nächsten drei - Dave Clamp, Kamin Suran und der Mexikaner Jorge - kamen auf die Strecke, als ich knapp eine halbe Runde absolviert hatte. Gut, dachte ich. Zum einen habe ich einen kleinen Vorteil gegenüber meinem "Verfolger" Dave, dem Fünftplatzierten. Er muss zuerst das Loch schliessen und dann noch einen Vorsprung erlaufen, damit er mir gegenüber Zeit gutmachen kann.

 

Dave hat Gas gegeben, was das Zeug hält. Ich hingegen habe gekämpft wie ein Löwe. Alles schmerzte. Dave kam näher und näher; der Mexikaner hatte ihn inzwischen überholt. Gut, dachte ich, dann werde ich vielleicht heute Fünfter. Aber bitte, bitte, nur keine Krise ... Denn die ersten fünf können den Marathon alle durchlaufen. Die Frage "kontrollieren oder attackieren?" hallte in meinem Kopf. Sollte ich pushen, damit ich auf den Führenden auflaufen kann? Oder unter Pace laufen, damit ich nicht zu viele Körner verbrenne? 

 

Irgendwann musste ich aufs WC. Danach war der Abstand zu Dave wieder gleich wie zu Beginn des Marathons. Anschliessend liefen wir die gleiche Intensität. So konnte ich überglücklich als Tageszweiter einlaufen! 

 

Keine Ahnung, wie der Körper diesen Effort verkraftet. Wir werden sehen. Wenn Dave von hinten weiter so angreift, wird er mich wahrscheinlich noch in den nächsten Tagen überholen. Es bleibt also spannend!


Ach ja, der blaue Zeh an meinem linken Fuss bleibt noch in der mentalen Schublade;-))

 

Resultate Tag 6
Zeit total: 11:37:15

Tagesrang: 2

 

 

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Tag 5: Die Luft geht aus

Heute lege ich eine kleine Blog-Pause ein - ich möchte zeitig schlafen gehen. Jede Minute Erholung ist wertvoll. Deshalb hier nur das Wichtigste in Kürze ... 

 

Beim Schwimmen hatte ich wieder Probleme mit dem Atmen. Dreimal musste ich aus dem Wasser; einmal habe ich einer anderen Athletin helfen müssen, den Neopren aufzumachen, damit sie wieder Luft kriegt. So kroch ich denn auch als einer der Letzten aus dem Wasser ... 

 

Sobald ich auf dem Rad war, ging's mir wieder besser. Ich konnte die verlorene Zeit wieder aufholen und wechselte als Dritter auf die Laufstrecke. Dann hab ich einen super Marathon "anätätscht" - auch wenn es gewindet hat wie die Sau. Der Staub wirbelte nur so durch die Luft. Husten haben hier mittlerweile alle, man gewöhnt sich fast dran ... 

 

An dieser Stelle möchte ich mich mal ganz herzlich bei meiner Betreuerin Alexandra Weissberg (auf dem Foto) bedanken. Nach fünf Tagen ist jetzt Halbzeit, und sie ist immer noch voll motiviert. Obwohl ihr Job hier mit Ferien nichts zu tun hat: Alles parat machen, Wäsche waschen, kochen, zwischendurch anfeuern, wieder die nächste Wechselzone einrichten, einkaufen und kuriose Sonderwünsche erfüllen ... Danke Alex für deinen Einsatz, ohne dich wär ich nicht so weit gekommen!!


Resultate Tag 5
Total: 12:44:59

Tagesrang: 4

 

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Tag 4: Von Zombies und Streifenhörnchen

Vor dem Start wünschte ich mir einen ruhigen Wettkampftag. Ein lebensmüdes Streifenhörnchen, ein Zombie und eine improvisierte Atemmaske sorgten dann doch für etwas Aufregung. 

 

Wie brutal hart die Bedingungen vor Ort sind, wurde mir bewusst, als der Ungar Jozsef Rokob nicht mehr an den Start kam. Ich bedauere dies sehr, er ist ein guter Freund. Und er hat letztes Jahr den Triple Deca (30-fach-Ironman) in Italien gewonnen. Der Mann ist also nicht aus Karton. Umso mehr überrascht war ich, als er mir heute im Athletenbus die Mitteilung überbrachte. Ich wünsche ihm gute Besserung. 


Die letzten Tage waren geprägt von Übelkeit, Platten, einer Kollision mit dem Leuchtturm, Atembeschwerden - nicht gerade die optimale Umsetzung des gewohnten Rhythmus. Das wollte ich ändern. Es gibt zwar immer wieder Risiken, die man nicht voraussehen und beeinflussen kann. Dennoch wünschte ich mir mehr Dynamik in den Tag. 


Gestern Abend habe ich vor dem Einschlafen ein alkoholfreies Bier und einen Regenerations-Shake getrunken. Dies hatte zur Folge, dass ich mitten in der Nacht auf die Toilette musste. Ich zündete das Licht an - und sah einen Zombie. Uiuiui, sah ich schrecklich aus im Spiegel! Ich machte das Licht gleich wieder aus.

 

Meine Augen und Füsse waren aufgequollen. Ein Blick auf die Uhr beruhigte mich - es war erst drei Uhr. Beruhigt kroch ich wieder unter die Bettdecke und versuchte, nochmals einzuschlafen.Damit die Füsse wieder abschwellen, habe ich alle Kissen als Unterlage gestapelt. So kann die Lymphe besser abfliessen. Geschwollene Füsse kann ich in den Radschuhen nicht gebrauchen, das gibt Sohlenbrennen. Dann verliere ich den Druck auf der Pedale, und es schmerzt gewaltig. Zum Glück passiert das jeweils erst ein paar Runden vor Ende der Radstrecke - dann muss man auf die Zähne beissen. 


Zurück zum Wettkampf: Nachdem ich gestern im Wasser mit Atemnot gekämpft hatte, schwamm ich heute vor dem Start ein wenig ein. Es half teilweise. Ich war mental besser vorbereitet. So habe ich zum Beispiel ein Bild mit einem entsprechenden Erlebnis abgerufen. Gestern war ich auf den plötzlichen Sauerstoffmangel nicht vorbereitet; mit dem Bild im Kopf habe ich heute den Rhythmus schnell wieder gefunden. 

 

In der dritten Runde kam das Rettungs-Kajak auf mich zugefahren. Ich dachte, ich hätte mich wohl verzählt - warum sonst sollte es auf mich zusteuern? Da sah ich, dass der Fahrer sein iPhone zückte und mich fotografierte. Ich musste schmunzeln. 


Das Radfahren verlief ruhig und regelmässig. Die Strasse ist jetzt durchgehend geteert, was für den regelmässigen Rhythmus sehr wichtig ist. Als Highlight sprang mir ein Streifenhörnchen vors Rad. Ich hatte keine Chance auszuweichen - es schläft jetzt im Streifenhörnchen-Himmel ... 


Beim Laufen fand ich eine gute Pace. Es war gewohnt heiss, die Ozonwerte waren hoch. Ich habe die Einheimischen beobachtet: Sie joggen teilweise mit Schutzmasken. Das wollte ich auch probieren. Ich stülpte mir meinen Buff (ein elastisches Schlauchtuch) über den Mund. Dass die anderen Athleten lachten, war mir egal. Ich kriegte Luft zum Atmen und konnte beim Marathon den Abstand zum Drittplatzierten lange konstant halten. 


Mit dem heutigen Tag darf ich zufrieden sein. Muskuläre Beschwerden machen sich zwar langsam bemerkbar, eine Massage würde gut tun. Schauen wir mal, was die Beine morgen sagen! Mit dem Ironman morgen ist ja schon der Quintuple geschafft, Halbzeit ... 

 

Resultate Tag 4
swim: 1:13:38, bike: 6:20:22, run: 4:44:06, total: 12:18:06

Tagesrang: 4

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Tag 3: Vertrau deinem Körper

Akuter Sauerstoffmangel beim Schwimmen und ein platter Reifen auf der Radstrecke machten mir heute das Leben schwer. Da hiess es Durchhalten, weitermachen, den Rhythmus wieder finden - auch das ist Ultratriathlon. Dafür war der Marathon ein Geschenk, und am Schluss reiche es dann doch für den vierten Tagesrang.

 

"Vertrau deinem Körper", hab ich mir vor dem Schwimmstart gesagt. Dieser Gedanke hielt allerdings gerade mal bis zur ersten Boje. Die gereizte Luftröhre liess keinen Sauerstoff mehr durch, und ich musste panikartig ans Ufer schwimmen. Ich wollte mir nur noch den Neppern vom Körper reisen, um wieder Luft zu bekommen. "Beruhige dich, Herr Meier", hab ich zu mir gesagt. Kannst du denn, wenn das ganze Athletenfeld an dir vorbeischwimmt ... Dann sah ich Carsten Sacher ebenfalls am Ufer stehen, zwanzig Meter vor mir. Auch er hatteAtemprobleme und musste sich an einem Boot festhalten.

 

Und nun, wie weiter? Ich analysierte die Situation. Fakt eins: Der Körper braucht Sauerstoff, um Leistung zu erbringen. Fakt zwei: Er kriegt zu wenig, um das zu leisten, was ich möchte. Also habe ich umgedacht und dem Körper nur gerade so viel Leistung abverlangt, wie er Sauerstoff kriegen konnte. Das hiess: Runter mit der Intensität und dem Feld hinterherschwimmen. So langsam fand ich den Rhythmus wieder. 

 

Bis es plötzlich knallte: Ich war in den Leuchtturm geschwommen. Er war stärker als ich. Also habe ich mich höflich entschuldigt, meine Nase und meine Hand wieder zurechtgerückt und bin weitergeschwommen ...

 

Auf dem Rad suchte ich eine für mich angenehme Pace. Die Frau von Dave Clamp hat heute einen einzelnen Ironman absolviert. Sie fuhr direkt vor mir, und ich konnte ihr mit regelmässigem Abstand in psychologischem Windschatten folgen. Bis es plötzlich knallte - und ich mit einem Platten am Strassenrand stand. Ein Strassenabschnitt von 50 Metern war nicht geteert; die Mexikaner haben zwar gestern damit angefangen, aber die Arbeit heute nicht wieder aufgenommen. Das heisst für uns, dass wir jede Runde ein Stück durchs Kies fahren müssen. Nachdem das Rad ausgewechselt war, stand ich wieder hinten im Feld und musste die Rücken der anderen Athleten anschauen ... 


Nach den zwei "Knallern" beim Schwimmen und Radfahren war der Marathon ein Geschenk. Ich konnte noch nie so gut durchlaufen wie heute. Endlich war der Kopf frei. Endlich war der Magen gut gesinnt. Und endlich waren die Temperaturen mal nicht so mörderisch. Alle Athleten sind besser gelaufen als die letzten beiden Tage. 

 

Nun hoffe ich auf eine gute Nacht, damit ich morgen erholt in den vierten Tag starten kann. Die Beine hab ich noch in den Hotelpool gehalten - brrrr, war das kalt! Aber es hat den überhitzten Körper abgekühlt. Nicht, dass ich in der Nacht zu fest nachschwitze. Nur die Nase glüht noch ...

 

Resultate Tag 3
swim: 1:17:16, bike: 6:46:10, run: 4:40:45, total: 12:44:11

Tagesrang: 4

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Tag 2: Der Körper muss arbeiten

Heute Morgen fühlte sich mein Magen noch nicht so an, wie ich es gerne gehabt hätte. Beim Schwimmen konnte ich mich  wieder fangen - und staunte, als plötzlich niemand mehr vor mir war. Beim Laufen forderte die Hitze dann ihren Tribut...  Aber der Reihe nach!


Mir war schlecht, ich kriegte kaum das Frühstück runter. Anderen Athleten ging es ähnlich; ich habe vor dem Start mit ein paar von ihnen gesprochen. Dave hat gestern und heute "den Rasen gedüngt", und auch andere haben mit Übelkeit und Durchfall zu kämpfen. So früh in einem Wettkampf ist das eigentlich unüblich. Ich habe heute anderes Wasser getrunken, und der Betreuer von Carsten Sacher hat mir empfohlen, Knoblauch zu essen. Das reinige das Blut und räume im Magen auf. 


Vor dem Schwimmstart war mir mulmig. Eigentlich wollte ich gar nicht ins Wasser springen. So gab ich meinem Körper den Auftrag, zu arbeiten. Zug für Zug, Atemzug für Atemzug. Ich habe genau auf meinen Körper gehört und konnte ihn viel besser lesen als gestern. Am ersten Tag haben zu viele Informationen auf mich eingewirkt; ich hatte ein Durcheinander im Kopf. Um mentale Stärke abzuspielen, brauchst du Ordnung in deinen Gedanken. So genoss ich das Alleinsein im warmen Wasser. 

 

In der zweiten Runde ist die Schwimmbrille angelaufen. Ich sah nichts mehr und habe kurz angehalten und die Gläser geputzt. Jetzt erst sah ich, dass kein Schwimmer vor mir war. Wie kann das sein?, fragte ich mich. Der Mexikaner schwimmt eh allen um die Ohren, der ist bestimmt schon weit weg, aber die anderen? Als ich tatsächlich als zweiter aus dem Wasser kam, war ich mehr als überrascht. Als ich dann den Vorsprung auch auf dem Rad halten konnte und als Zweiter aufs Laufen kam, noch mehr! Das gab's noch nie. 

 

Ich muss hinzufügen, dass Josef Rokob, der Ungar, heute endlich sein Rad bekommen hat. Es war am Flughafen in Paris stecken geblieben. Der Grieche Konstantinos Zemanidis hatte einen Platten und damit viel Zeit eingebüsst. 

 

Es fühlt sich schon seltsam an, wenn du auf die Laufrunde kommst, und alles ist so leer ... Die Hitze und das Ozon waren mörderisch. Da kam mir die "Luft aus"-Kampagne der Stadt Winterthur in den Sinn, bei der ich als Testimonial mitmachen durfte. Damals habe ich gesagt: "Im Training kann ich dem Ozon ausweichen - im Wettkampf leider nicht." Ich habe mich dann - wie etwa 50 Prozent der anderen Athleten auch - entschieden, zu gehen und abzuwarten, bis die Temperaturen abkühlen. Die Luftröhre hat beim Laufen gebrannt wie das 1.-August-Feuer!


Die Entscheidung zu gehen hat sich bewährt. Die Pace kam wieder zurück, und ich konnte den Rest des Marathons gut durchlaufen. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass mich auch Dave Clamp noch überholen wird. Ihm war heute aber auch schlecht, und er hat vor mir erbrechen müssen. Zum Glück hatte ich Kamillentee im Bidon dabei - er hat ihn dankend angenommen. Ich hoffe, es geht ihm morgen besser. 

 

Ich hingegen hoffe, dass ich heute nicht überpaced habe und das morgen büssen muss. Doch zuerst einmal bin ich froh, dass ich heute meinen Körper besser lesen konnte als gestern. Ich habe die Antworten auf die Fragen gefunden, die mir der Körper stellte. 

 

Resultate Tag 2

swim: 1:15:37, bike: 6:25:16, run: 5:19:02 // total: 12:59:55
Tagesrang: 4

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Tag 1: Ein schlechter Lauf zum Start ...

Das Fazit nach dem ersten Tag: Schwimmen lief sehr gut, das Radfahren mittel - und beim Laufen war definitiv der Wurm drin. Ohne Input kein Output - oder anders gesagt: shit in gleich shit out. Shit out kam bei mir auf der achten von 15 Laufrunden; doch der Reihe nach ...

Angefangen hat es mit mexikanischer Pünktlichkeit: Um 6.45 Uhr sollte uns der Veranstalter mit dem Bus abholen. Er kam um 7.05 Uhr. Der Schwimmstart hat sich dann entsprechend verzögert ... Tristen hat vor dem Start die mexikanische Hymne gespielt. Dann fiel endlich der Startschuss: ab in den See.

Das Schwimmen lief sehr gut, ich spürte das Wasser gut, konnte schön mit den Händen eintauchen und durchziehen. Es waren vier Runden zum Schwimmen. Die Orientierung war allerdings etwas schwierig; die Bojen sind relativ weit auseinander. Zum Glück hat es noch einen kleinen Leuchtturm im Wasser, das hat geholfen.

Beim Wechsel aufs Rad können wir noch optimieren - das hat noch nicht alles geklappt. Die Radstrecke ist sehr kurvenreich und hat teilweise recht groben Belag. Das verlangt hohe Konzentration und braucht zusätzlich Kraft. Ich wollte den ersten Tag nicht zu schnell angehen und habe mir immer wieder gesagt: Bist du zu langsam, bist du immer noch zu schnell:-))

Beim Lauf ging trotz gut eingeteiltem Radsplit dann plötzlich gar nichts mehr. Ich blieb förmlich stehen. Was war los? Das hat es bei mir noch nie zu Beginn eins Ultras gegeben! Es kommt eh alles anders, als man denkt, sagte ich mir. Also hör auf zu denken und spring einfach! Das gelang leider erst, als ich in den achten Runde erbrechen musste. Nun war Magen aufpäppeln angesagt. Ein Schluck Gel, ein Schluck Wasser, zwei Schlücke Gel, zwei Schlücke Wasser ... Weiterlaufen, später warme Haferflockensuppe. Und dann ging die Post ab: Endlich konnte ich den Magen befreien und meinen gewohnten Rhythmus laufen.

Zurück im Hotelzimmer wird jetzt analysiert, woran es gelegen hat. Etwas falsches gegessen? Die Höhe? Die Hitze? Zu hohe Intensität? Die Trinkwasserqualität? Oder alles zusammen??


Ich hoffe jedenfalls, morgen "läuft's" besser!

 

Resultate Tag 1
swim: 1:11:38 / bike: 6:35:26 / run: 5:17:41 // total: 13:04:45
Tagesrang: 7
 
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Eintauchen in eine andere Welt

So, die Athletenvorstellung ist vorbei, das Briefing hinter uns, die Startnummern sind verteilt. Die Warterei hat ein Ende. Am Montag um 7.30 Uhr Ortszeit (entspricht 14.30 Uhr Schweizer Zeit) tauche ich in eine andere Welt ab;-)). Eins kann ich jetzt schon sagen: So viel gelacht habe ich vor einem Wettkampf noch nie. Die Leute hier sind einfach super! Wir werden uns gegenseitig zu körperlichen und mentalen Höchstleistungen pushen. Der "Spirit of Ultratriathlon-Family" ist einfach unbeschreiblich. Ich wünsche es jedem Athleten, dass er den Weg ins Ziel findet!


Ich kann noch nicht versprechen, dass ich nebenbei noch so viel Zeit aufwenden kann fürs Bloggen wie in den letzten Tagen. Alexandra (vor Ort), Katrin, Nadja, Chantal (in der Schweiz) und ich haben die nötigen Vorbereitungen  besprochen und werden unseres Bestes geben, um euch mit spannenden Texten vom Wettkampfalltag zu versorgen. 

 

Wenn ihr Fragen habt oder euch ein Thema besonders interessiert, lasst es mich einfach wissen. Für eure Unterstützung aus aller Welt bedanke ich mich recht herzlich:-))!! 

 

Dani

 

 

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Was ist härter: 1x10 oder 10x1?

Es ist eine viel diskutierte Frage hier in der Runde: was ist härter - einen Deca Ironman mit allen Distanzen am Stück zu absolvieren (38 Kilometer schwimmen, 1800 Kilometer Rad fahren und 420 Kilometer laufen) oder zehn Mal hintereinander jeden Tag einen Ironman? Über diese Frage kann man lange philosophieren. Die Charaktere der beiden Wettkampftypen sind ganz unterschiedlich: Vergleiche ich meinen Quintuple (Fünffach-Ironman), bei dem 2010 in Monterrey (Mexiko) alle Distanzen am Stück absolviert werden mussten, mit dem Deca in Sizilien (zehn Tage lang jeden Tag einen Ironman), so weiss ich, dass sich der Athlet selber das Rennen hart macht. Hihihi, ist ein wenig philosophisch ...

 

Doch gehen wir ein wenig ins Detail:

Vorteile beim 1x10 (alle Disziplinen am Stück):

  • Du kannst die Pausen selber wählen
  • Wenn du eine Disziplin beendet hast, kannst du dieses Thema abschliessen
  • Wenn es am Tag zu heiss ist, kannst du tagsüber schlafen, dafür in der Nacht durchmachen
  • Der Wettkampf ist schneller vorbei (ich brauchte für den Quintuple (1x5) 100 Stunden und war nicht fünf Tage lang im Wettkampfmodus)
  • Du kannst deine eigene Intensität tagelang halten, ohne dass du unterbrochen wirst

Nachteile beim 1x10:

  • Du bist ewig im Wasser, ewiger auf dem Rad und noch viel ewiger am Laufen
  • Die Muskulatur wird einseitig belastet
  • Bist du wund im Schritt, hast du beim Radfahren ein grosses Problem

Vorteile beim 10x1 (jeden Tag ein Ironman):

  • Die körperliche Belastung ist abwechslungsreicher; Überbelastungen können so minimiert werden
  • Man sieht seine Mitstreiter vor dem Schwimmstart alle wieder mal beisammen und kann ein wenig quatschen. Fällt der Startschuss, ist jeder wieder für sich
  • Bei Verletzungen hast du mehr Zeit zum Auskurieren

Nachteile beim 10x1:

  • Die Betreuer müssen immer wieder alle Disziplinen vorbereiten: Neopren waschen und trocknen, Rad bereitstellen, Zeitmess-Chip bereitlegen ... so kann schnell etwas vergessen werden
  • Hast du eine offene Wunde, kann sie beim Schwimmen leichter wieder aufgeweicht werden. Der Heilungsprozess während dem Wettkampf wird so gestört
  • Du musst am Morgen immer wieder aufstehen und dich neu motivieren. Ähnlich zu vergleichen mit der Penalty Box an einem Ironman: Du brauchst eine Weile, bist du deinen Rhythmus wieder gefunden hast
  • Nacht ist nicht immer gleich Nacht. Während dem Schlafen repariert sich der Körper von der Belastung. Die Beine jucken, du kannst nachschwitzen, kriegst mitten in der Nacht Hunger, deine Gedanken drehen sich im Kreis, dein Puls ist hoch ...


Es gibt sicher noch andere Punkte, die mir jetzt nicht in den Sinn gekommen sind. Ich denke, dass der Modus 1x10 der Muskulatur und den Gelenken mehr abverlangt als der 10x1. Dafür ist die Intensität bei 10x1 deutlich höher. Es ist also auch entscheidend, in welcher Schmerzaqualität sich der Athlet wohl fühlt. Es ist alles eine Frage der richtigen Intensität;-) ...

Viel Spass beim Ausprobieren:-)!

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Wer ihn nicht kennt, hält ihn für einen Spinner

Im Landboten vom 25.10. hat Nadja Ehrbar einen Artikel über mich geschrieben. Es hat mir grossen Spass bereitet, in alten Erinnerungen zu schwelgen und Nadja die Faszination der Ultratriathlonfamily näher zu bringen. Ab Dienstag, 28.10. blogge ich täglich für den Landboten und erzähle von den Highlights: blogs.landbote.ch/frischluft/.

 

Es wird sicher einen spannenden Rennverlauf geben. Das Leistungsniveau ist sehr unterschiedlich. Joszef Rokob (Sieger des Triple Deca), Dave Clamp (kommt direkt vom Ironman Hawaii) und Kamil Suran (Double Deca) gehöhren in meinen Augen zu den Favoriten. Aber wir wissen, in zehn Tagen kann vieles passieren. Konstantinos Zemadanis ist sicher auch für eine Überraschung gut:-)! Bei den Frauen sind Alexandra Meixner und Leslie Holten am Start. Alex ist sicher als die stärkere einzustufen.


Heute Morgen war noch das Einschwimmen auf dem Programm. Der See ist ruhig, aber das Wasser ist sehr trüb. Man sieht die Hand nur bis knapp zehn Zentimeter vor dem Gesicht. Wie die daraus Trinkwasser zaubern wollen, ist mir ein Rätsel. Ich hoffe nur, dass ich nicht all zu viel Wasser schlucke;-).


Auf dem Weg zur Wechselzone ist viel Sand und Staub. Soviel ich gehört habe, legen sie noch eine Matte hin. Nicht, dass wir uns verletzen könnten - aber wenn wir mit Sandkörner zwischen den Zehen in die Socken schlüpfen, kann das verherende Folgen haben. Die, die den Marathon de Sable schon mal gemacht haben, wissen, was ich meine. Zur Sicherheit nehmen wir Wasserflaschen mit in die Wechselzone, damit ich meine Füsse wirklich suber abwaschen kann. Das Risiko von Blasen muss auf ein Minimum reduziert werden.

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Jet-Lag

Eine grosse Herausforderung nach einer langen Reise vor einem noch längeren  Wettkampf ist die Verarbeitung des Jet-Lags . Die einen reisen so knapp wie möglich an, die anderen brauchen für die Adaption etwas länger. Der Umgang mit dem Jetlag ist - wie beim Tapering - sehr individuell. Nur kann man beim Tapering mehr Erfahrungen sammeln. Man reist ja nicht alle Tage um den halben Globus:-)! Ich bin am 22. Oktober morgens um 8 Uhr in Winterthur aus dem Haus gegangen und am selben Tag um Mitternacht Ortszeit in Leon / Mexiko angekommen. Dies mit einer Zeitverschiebung von sieben Stunden. Rechne;-) ...

 

Die wichtigsten Punkte bei der Adaption des Jet-Lags sind in meinen Augen die Annahme des ortsüblichen Tagesrythmus, zu Beginn ein dezentes Training und eine gesunde Ernährung. Eigentlich wollte ich, was das Training betrifft, mit Schwimmen beginnen, damit ich den Temperaturunterschied von der Schweiz nicht all zu sehr merke. Zurzeit ist es hier in Leon zwischen 20 und 25 Grad warm. Für den See, in dem wir an den zehn Tagen schwimmen werden, herrscht aber aber bis am Samstag Badeverbot - somit fiel mein Vorhaben wortwörtlich ins Wasser. Anscheinend wird das Seewasser zurzeit für Trinkwasser aufbereitet.

 

Anstelle des Schwimmens sind Carsten und ich am Donnerstag 30 Minuten gejoggt und heute etwa zwei Stunden locker Rad gefahren. Am Nachmittag genossen wir in einer lustigen Athleten- und Betreuergruppe die Sehenswürdigkeiten von Leon. Angeführt von unserem Reisebegleiter Mad Ramirez. Morgen dürfen wir dann um 9 Uhr für ein Probetraining ins Wasser. 45 Minuten sollten für die erste "mentale" Kontaktaufnahme reichen.

 

Das Thema mit der Ernährung habe ich im Blog bereits angesprochen. Wir haben uns zusaetzlich noch eine Kochplatte gekauft. Alex und ich werden unsere  wichtigen Mahlzeiten selber zubereiten. Bleibt noch der Punkt mit dem ortsüblichen Tagesrhythmus. Wir stehen jetzt noch um 8 Uhr auf. Verschiedene Hawaii- Triathleten haben mir geraten, tagsüber NICHT schlafen zu gehen, auch wenn so ein Powernap manchmal sehr angenehm wäre. Nicht immer ganz einfach ... Ich bin aber zuversichtlich, dass wir bis am Sonntag die Reise nicht mehr in den Knochen haben und am Montagmorgen ausgeschlafen, frisch und munter an den Start gehen werden.

 

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