Tag 4: Von Zombies und Streifenhörnchen

Vor dem Start wünschte ich mir einen ruhigen Wettkampftag. Ein lebensmüdes Streifenhörnchen, ein Zombie und eine improvisierte Atemmaske sorgten dann doch für etwas Aufregung. 

 

Wie brutal hart die Bedingungen vor Ort sind, wurde mir bewusst, als der Ungar Jozsef Rokob nicht mehr an den Start kam. Ich bedauere dies sehr, er ist ein guter Freund. Und er hat letztes Jahr den Triple Deca (30-fach-Ironman) in Italien gewonnen. Der Mann ist also nicht aus Karton. Umso mehr überrascht war ich, als er mir heute im Athletenbus die Mitteilung überbrachte. Ich wünsche ihm gute Besserung. 


Die letzten Tage waren geprägt von Übelkeit, Platten, einer Kollision mit dem Leuchtturm, Atembeschwerden - nicht gerade die optimale Umsetzung des gewohnten Rhythmus. Das wollte ich ändern. Es gibt zwar immer wieder Risiken, die man nicht voraussehen und beeinflussen kann. Dennoch wünschte ich mir mehr Dynamik in den Tag. 


Gestern Abend habe ich vor dem Einschlafen ein alkoholfreies Bier und einen Regenerations-Shake getrunken. Dies hatte zur Folge, dass ich mitten in der Nacht auf die Toilette musste. Ich zündete das Licht an - und sah einen Zombie. Uiuiui, sah ich schrecklich aus im Spiegel! Ich machte das Licht gleich wieder aus.

 

Meine Augen und Füsse waren aufgequollen. Ein Blick auf die Uhr beruhigte mich - es war erst drei Uhr. Beruhigt kroch ich wieder unter die Bettdecke und versuchte, nochmals einzuschlafen.Damit die Füsse wieder abschwellen, habe ich alle Kissen als Unterlage gestapelt. So kann die Lymphe besser abfliessen. Geschwollene Füsse kann ich in den Radschuhen nicht gebrauchen, das gibt Sohlenbrennen. Dann verliere ich den Druck auf der Pedale, und es schmerzt gewaltig. Zum Glück passiert das jeweils erst ein paar Runden vor Ende der Radstrecke - dann muss man auf die Zähne beissen. 


Zurück zum Wettkampf: Nachdem ich gestern im Wasser mit Atemnot gekämpft hatte, schwamm ich heute vor dem Start ein wenig ein. Es half teilweise. Ich war mental besser vorbereitet. So habe ich zum Beispiel ein Bild mit einem entsprechenden Erlebnis abgerufen. Gestern war ich auf den plötzlichen Sauerstoffmangel nicht vorbereitet; mit dem Bild im Kopf habe ich heute den Rhythmus schnell wieder gefunden. 

 

In der dritten Runde kam das Rettungs-Kajak auf mich zugefahren. Ich dachte, ich hätte mich wohl verzählt - warum sonst sollte es auf mich zusteuern? Da sah ich, dass der Fahrer sein iPhone zückte und mich fotografierte. Ich musste schmunzeln. 


Das Radfahren verlief ruhig und regelmässig. Die Strasse ist jetzt durchgehend geteert, was für den regelmässigen Rhythmus sehr wichtig ist. Als Highlight sprang mir ein Streifenhörnchen vors Rad. Ich hatte keine Chance auszuweichen - es schläft jetzt im Streifenhörnchen-Himmel ... 


Beim Laufen fand ich eine gute Pace. Es war gewohnt heiss, die Ozonwerte waren hoch. Ich habe die Einheimischen beobachtet: Sie joggen teilweise mit Schutzmasken. Das wollte ich auch probieren. Ich stülpte mir meinen Buff (ein elastisches Schlauchtuch) über den Mund. Dass die anderen Athleten lachten, war mir egal. Ich kriegte Luft zum Atmen und konnte beim Marathon den Abstand zum Drittplatzierten lange konstant halten. 


Mit dem heutigen Tag darf ich zufrieden sein. Muskuläre Beschwerden machen sich zwar langsam bemerkbar, eine Massage würde gut tun. Schauen wir mal, was die Beine morgen sagen! Mit dem Ironman morgen ist ja schon der Quintuple geschafft, Halbzeit ... 

 

Resultate Tag 4
swim: 1:13:38, bike: 6:20:22, run: 4:44:06, total: 12:18:06

Tagesrang: 4