privat Swissultra - Tag 8

Kleine Scheidegg - Brienz - Grimsel

Aufgezeichnet um 10.54 Uhr 

 

Die Fahrt mit dem Velo nach Brienz gestern hatte es in sich. Ich mag mich noch gut an den Aufstieg auf den Nufenenpass erinnern: instabile Wetterlage, neblig, leichter Schneefall. Saukalt. Ich habe mich dann oben schön warm in ein gefühltes Dutzend Jacken eingepackt - das sah zwar nicht grad sexy aus, war aber sehr effizient.

 

Unten angekommen, bin ich fast verschwitzt und musste wieder alles ausziehen. Ohne Zwischenhalt fuhr ich dann hoch auf den Grimsel und habe dort etwas gegessen. Auf der Abfahrt grummelte dann plötzlich der Magen - aber bis Brienz war's ja nicht mehr weit ... 

 

In Brienz angekommen, fühlte ich mich ziemlich müde und ausgepowert. Doch als umgezogen war für die Laufstrecke und losslief, war plötzlich das Bauchweh weg, die Beine gingen auf - und ich konnte wunderbar laufen! Das Wetter hat auch mitgespielt, es war ein angenehmer Lauf auf die Kleine Scheidegg. Wäre da nicht plötzlich eine Kuh mitten auf der Strasse gelegen, da bin ich im Dunkeln dann doch kurz erschrocken!;-)

 

Beim Aufstieg habe ich mich so gut gefühlt, dass ich Vanessa vorausgeschickt habe, damit sie oben bereits duschen und für mich alles vorbereiten kann. Blöderweise war ihr Zimmerschlüssel nicht bereitgelegt worden - so ging der ganze Vorsprung für die Schlüsselorganisation drauf. Zeitlich waren wir aber gut dran, sodass wir beide rund vier Stunden schlafen konnten. 

 

Heute Morgen sind wir frühzeitig wieder losgelaufen. In Wengen sahen wir schon die ersten Teilnehmer vom Jungfrau-Marathon Richtung Bahnhof pilgern, in Lauterbrunnen die nächsten. Endlich mal ein bisschen Abwechslung, ein bisschen Leben am Morgen früh! Auf Facebook schrieb mir dann schon einer der Läufer, er hätte mich vorbeispringen sehen. 

 

Etwa um 8.45 Uhr kamen wir dann in Bönigen an und warteten dort auf die Läufer vom Jungfrau-Marathon. Es war einfach mega! An vorderster Front rannte Patrick Wyser durch, mit einem Affenzahn; ich bin nicht sicher, ob er uns überhaupt wahrgenommen hat. Iwan Schwarz hat aber auf unsere Fanrufe reagiert. Andere Kollegen haben sogar kurz angehalten für ein kurzes Hallo, das ging mir sehr nahe. Ich bin müde und erschöpft - ich glaube, ich werde langsam emotional! 

 

Diese Emotionen nehme ich nun mit auf die weitere Reise, tauche wieder ab in meine eigene Welt. Ich mache nun noch, was geht - keine Experimente mehr, ich möchte den Rest der Reise noch geniessen. Mal schauen, was der Körper noch hergibt!


Update um 21.45 Uhr, Gambarogno 


Bei schönstem Wetter fuhr ich am Mittag in Brienz los. Kurzärmlig und voller Vorfreude auf einen schönen Tag. Leider wurde ich eines Besseren belehrt. Nach dem schönen Lauf hatte ich auf dem Velo Mühe, mich mental wieder zu finden. Ich musste an die Marathonläufer denken, die nach drei oder vier Stunden im Ziel sind und ihre Arbeit getan haben - warum quäle ich mich dann so viele Stunden allein am Berg? So viele Tage, und es nimmt kein Ende? 


Den Fokus wieder zu finden, war mental nicht ganz einfach. Zumal der Wind immer stärker wurde. Bis nach Meiringen hatte ich noch Rückenwind - dann hat der Wind gedreht. Den ganzen Grimsel hinauf blies mir der Wind heftig entgegen.


Ich musste einige Male anhalten, um kurz durchzuatmen und mich zu erholen. Ich habe nicht mehr so viel Kraft, mich dem Wind entgegenzustellen. Teilweise bin ich im ersten Gang den Berg hoch gekrochen. Ich wusste, dass ich mich mental nicht provozieren lassen darf - sonst verliere ich die Nerven. 


Auch der Verkehr war sehr stark, es hatte enorm viele Töffahrer und Sportwagen, die gefährlich schnell die Passstrasse hoch- und runterrasten. Teilweise waren die Windböen so stark, dass sie mich fast vom Velo gerissen haben. Ich habe den Pass geschafft - einfach langsam, Schritt für Schritt. 


Kurz vor der Passhöhe überraschte mich meine Mutter: Sie war den ganzen weiten Weg von Wildhaus hierher gereist, um kurz Hallo zu sagen! Ein guter Zeitpunkt für einen mentalen Break. Oben auf dem Pass war es eiskalt; so packten wir das Velo ins Auto und fuhren zurück ins Tessin. 


In Gambarogno angekommen, wollte ich noch schwimmen gehen. Doch das Wasser schien mir eiskalt - ich habe vom ersten Atemzug an gefroren, kam kaum ins Wasser hinein. Ich wusste, ich darf nicht zu schnell losschwimmen, sonst sackt der Kreislauf ab. Nach zwei Kilometern wollte ich wissen, wie weit es noch ist. Dabei wurde mir schwindlig, ich fühlte mich nicht mehr gut. Wir beschlossen deshalb, das Schwimmen für heute sein zu lassen.


Nun gehen wir früh ins Bett und stellen den Wecker morgen auf fünf Uhr. Dann nehmen wir zum letzten Mal den Weg auf die Kleine Scheidegg in Angriff! Langsam sind glaub alle froh, wenn's fertig ist ... 

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Kommentare: 1
  • #1

    Oli (Sonntag, 13 September 2015 12:24)

    Liebes Swissultra-Team
    Ich habe gestern am Jungfrau-Marathon Euren Motivations-Gruss gelesen. Hat mich sehr gefreut - vielen herzlichen Dank! Dass ihr noch Zeit für sowas habt... Ihr seid einfach spitze!
    Es scheint mir, als mache ich dieses Wochenende auch einen kleinen Swissultra: Ich musste nämlich heute Sonntag schon um halb vier wieder aus den Federn und aufs Velo steigen - und zur Arbeit fahren... Ich kann aber den ganzen Morgen sitzen und mich so etwas vom gestrigen Tag erholen.
    Vor Deinem Projekt, Dani, ziehe ich immer noch den Hut - châpeau!
    Für den Schlussspurt wünsche ich Dir weiterhin viel Durchhaltevermögen und eine Extraportion Motivation. Schicke Dir noch wärmende Sonnenstrahlen aus der Ostschweiz. Du wirst es schaffen!!!
    Heya, Dani, Heya - oder wie die Holländer sagen:
    Hup, hup!